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am Fluss der Badegumpen
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Radtour Island, August 2014
"Wo soll die Reise denn hingehen", fragt uns ein Mann am Morgen, als wir gerade an der großen Gletscherlagune zu unserer Tagesetappe aufbrechen, "wollt Ihr einmal um die Insel radeln?" "Nö ..., Hochland", antworten wir ihm. Wohl überlegt gibt uns der Mann zu bedenken ..., "es ist sehr schön auf dem Hochland, wenn das Wetter gut ist, und es ist grausam auf dem Hochland, wenn das Wetter schlecht ist!" Der Mann hat Recht, besser hätten wir diesen Sachverhalt auch nicht formulieren können.
Dann geht es geradeaus, um nicht zu sagen, es geht unheimlich geradeaus, viele, viele, laaaaange Kilometer, so kommt uns das jedenfalls vor. Aber ganz ehrlich gesagt, nach vielen Kilometern kommt auch mal eine Kurve, und in einer dieser Kurven ändert sich alles ... leider! Aus dem Sonnenschein am Morgen wird ein tristes Grau, aus dem fullminanten Rückenwind wird ein Gegenwind, ein ganz grausiger Gegendwind, um genau zu sein.
Wir fahren durch ausgedehnte Sanderflächen, abwechselnd für einige Minuten, ein jeder mal vorne im Wind. Vorweg zu fahren macht heute keinen Spaß, das bedeutet anstrengende körperliche Arbeit. Im Windschatten des anderen kann man sich dann ausruhen, bis es wieder nach vorne geht. Warum kann es nicht einfach mal 1000 Höhenmeter hinauf gehen, denken wir. Auf einen langen Anstieg folgt auch immer eine lange Abfahrt. Es geht geradeaus, immer weiter, bis zu einer Kurve, nach der es wieder für viele Kiometer geradeaus geht. Ihr kennt das ja nun schon.
Wie bereits erwähnt, möchten wir über das Hochland fahren. Das bedeutet, dass wir diesen Tag für ein Bad nutzen sollten, sofern uns an einem gewissen Mindestmaß von Gepflegtheit gelegen ist. Besagtes Mindestmaß ist während eines Islandurlaubs schon vergleichsweise niedrig angesetzt, dennoch entscheiden wir uns heute für das Bad. So kommt es uns gut zu Pass, dass wir kurz vor Feierabend auf diesen Fluss stoßen.
Noch bevor wir an den Aufbau des Zeltes denken, eilen wir mit halbwegs frischen Sachen und noch erwärmt von der Anstrengung des Radfahrens an den Fluss und suchen nach einer überknietiefen Gumpe.
Es gibt erfreulicher Weise viele Gumpen am Fluss, und so eine Art Sandstrand gibt es sogar auch. Unser Vollbad ist erfrischend, wenn auch ein jedes Bad auf dem Hochland sehr wahrscheinlich noch erfrischender ausfallen würde, da sich die Wassertemperaturproblematik zum Mittelpunkt Islands hin nicht unbedingt zum positiven wendet. Auf jeden Fall fühlen wir uns nach dem Bad sauber, quasi ausgehfein.
Vom Ausgehen wollen wir allerdings gar nichts wissen, wir sind froh, dass es nicht dolle regnet und wir unser Zelt im Trockenen aufbauen können. Nach dem Essen beschäftigen wir uns ein jeder mit seinen Dingen. Selbst gehe ich noch einmal zu unserem Badeplatz und knipsele ein wenig den Fluss der Badegumpen ...
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