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ein fantastisches Abenteuer!

"Wir hätten gerne ein Zimmer oder zumindest ein Bett", sprechen wir in der Jugendherberge von Seydisfjörður vor. "Ihr seid doch die verrückten Radfahrer", heißt es sogleich. Jemand hat uns verpfiffen, in Seydisfjörður weiß man schon bescheid. Und was heißt eigentlich verrückt? Nicht wenige Autos sind oben auf dem Pass im Graben oder sonstwo gelandet. Zum Glück ist niemanden etwas passiert, die Leute haben sich alle gegenseitig wieder aus dem Graben heraus gezogen. Mit dem Rad ging das gut, auf Winter und Schnee sind wir eingestellt, jedenfalls besser als auf einen Orkan ... ;-).

In der Jugendherberge von Seydisfjörður ist es totgemütlich, ein herrliches, altes, aber recht neu renoviertes Haus. Ich treffe allerhand Leute, die auf der Hinfahrt zusammen mit mir auf der Fähre waren. Es gibt ein großes Hallo und sehr viel zu erzählen. Einige von den anderen waren wie ich allein unterwegs. So erlebt man anscheinend besonders viel. Am nächsten Abend wird unsere Fähre zurück nach Dänemark ablegen.

In der Nacht streife ich allein ein wenig durch den Ort, in dem eigentlich nicht viel los ist, gar nichts sozusagen, bis auf das immer mehr Leute eintrudeln, die die Fähre nehmen wollen. Martin aus der Tschechischen Republik hat es gegen Mitternacht über den verschneiten Pass geschafft. Auch ihn kenne ich schon von der Herfahrt, wir hatten gemeinsam unter der Seekrankheit gelitten. Und nun sei sein Auto Schrott, sagt er und meint in seiner köstlichen trockenen Art gleich dazu ...,"but it was a fantastic trip ... amazing!".

Den nächsten Tag verbringe ich mit einer Hand voll Leuten ..., Philipp, Sascha, Martin und einigen anderen, die per Quad, Motorrad oder mit dem Jeep o. ä. unterwegs waren. Am Vormittag gucken wir uns in der Jugendherberge youtube Horrorvideos in Form von "Riesenkreuzfahrtschiffen in Seenot", "horror on high seas", "Monsterwellen" oder "Smyril in bad weather" an.

Die Furcht geht um! Wir erinnern uns alle noch an die grausige Herfahrt auf der so genannten "Kotzstrecke", der heftigsten Fährpassage weltweit ..., Vergnügen geht anders.

Kurz vor Mittag trifft die Norröna im Hafen ein, mit einem Tag Verspätung wegen des Sturms auf dem Atlantik. Wir rufen den Neuankömmlingen "Have a nice vinter holiday!" zu. Es ist ein lustiger Tag. Stimmt übrigens nicht, dass in Seydisfjörður gar nichts los ist. Es gibt an der Hafenstraße so eine Art Kneipe mit integrierter Pizzeria, recht urig und gemütlich. Wir nehmen die Pizzeria in Beschlag. Die anderen knipseln so wie ich. Dementsprechend bauen wir unser Equipment auf, bis der Tisch rappelvoll ist, mit Pizza und mit Fotoausrüstung zwischen den Pizzen.

Wir diskutieren die Vor- und Nachtteile, es sind verschiedene Systeme auf dem Tisch vorhanden, vom Handy bis zu richtig fetten Teilen. Nun ja, wir nehmen an, sie sind alle einigermaßen dicht gegen PizzaTomatensoße und etwas flüssigem, zart schmelzendem Käse. Zwischenzeitlich gehe ich noch dieses Bild am Fjord knipseln. Es gefällt mir sehr gut hier, zumal sich die Wetterlage herrlich konstrastös gibt.

Wir kaufen ein Bisschen ein, es gibt hier einen Dorfladen, und dann müssen wir uns schon auf den Weg zur Fähre machen. In der Fahrzeugschlange steht eine Frau mit Ihrem Motorroller, recht knapp bepackt mit einem Plastikköfferchen. "Wo soll´s denn hingehen?", fragen wir. Aha, nach Portugal. Cool, allem Anschein nach tickt hier niemand ganz normal, da fühle ich mich wohl... :-).

Nachdem wir unsere sieben Sachen weit unten im Schiff verstaut haben, sammeln wir uns an Deck und blicken auf Seydisfjörður. Es ist nun ganz klar, der Mond ist auf gegangen, ein sehr schöner Anblick, aber leider ist es an der Zeit Abschied von Island zu nehmen. Die Norröna legt ab, wendet und schwankt dabei. Eine Bewegung, die tief durch den Magen- und Darmtrakt geht. Da ruft Martin schon zu mir herüber ..., "Can you feel it, it´s movin´again!" "Jaaa, Oh Sch ...!"

Wir sitzen bis spät in die Nacht im größeren Kreis oben auf dem Deck der Norröna. Alle haben wir sooo viel zu erzählen, Geschichten, die locker für drei Tage, die Dauer der Überfahrt, reichen. Ich denke zurück an meine Durststrecke durch die Wüste, den Vollfraß in Myvatn, die unendliche wilde Weite auf dem Hochland, an die Busfahrt mit den britischen Senioren, die übermächtige Natur, die Stürme, an die Zeit in Djúpivogur und meine Retterinnen aus Spanien und Andorra, und immer wieder klingt mir das Lachen Melkom´s aus Schottland in den Ohren, wie er vergnügt ruft ... "What a fantastic adventure!".

Ja genau ..., es ist ruhig, das Nordmeer gibt sich spiegelglatt im Mondschein. Zum Abschied tanzen die Nordlichter über uns und der Norröna auf dem Nordatlantik ... das war es ..., ein fantastisches Abenteuer!

die-Reise-zum-Hochland.jpg Djupivogur.jpg ein-fantastisches-Abenteuer.jpg ein-Fest-fuer-ein-Wasser.jpg eine-unheimliche-ruhe.jpg

Kontakt:

Tore Straubhaar
Lütmarser Tal 30
37671 Höxter

Tel.: 05271 37042
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